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OaC - Outdoor against Cancer

News vom 09.08.2016, von Florian Harfst

OaC - Outdoor against Cancer

Die Diagnose Krebs weckt bei so manchem Menschen den Gedanken "Da muss man sich jetzt aber schonen - nur nichts anstrengendes machen" hervor. Das muss aber nicht so sein. Bewegung und Spaß mit anderen Menschen draußen kann ein wichtiges Mittel im Kampf gegen die Krankheit sein. Die noch recht junge Organisation Outdoor against Cancer hat sich zum Ziel gesetzt ebendies an Krebs erkrankten Menschen zu zeigen.
Oac vermittelt und veranstaltet regelmäßig Treffen und Outdooraktivitäten, von der leichten Wanderung über Skitouren bis zum SUP-Paddelvergnügen. Zurzeit beschränken sich die Aktivitäten noch auf den Münchener Raum, ein Wachstum über die Grenzen Bayerns hinaus wird jedoch für die Zukunft angepeilt. Die Unterstützung von Trainern, Berg- und Skiführern und allen anderen Outdoor-Begeisterten ist hierzu gerne willkommen. Mehr Infos gibt es hier auf der Webseite von OaC und im folgenden Interview mit Petra Thaller, der Gründerin von Outdoor against Cancer:

Chefredakteurin Petra Thaller wird im Januar 2015 mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert. Während der Chemotherapie treibt die 52-jährige Outdoor-Enthusiastin weiterhin Sport, was ihr hilft, die Balance in ihrem Leben zu bewahren und die Nebenwirkungen der Chemotherapie abzuschwächen. Noch während der Therapie gründet sie die Initiative Outdoor against Cancer - OaC. In einem Interview erklärt Petra, wie es zu diesem Engagement kam und warum ihr das Projekt so sehr ans Herz gewachsen ist.

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In ein paar Sätzen, Petra: Worum geht es bei Outdoor Against Cancer?
In Stichpunkten lässt es sich schnell erklären: Prävention, Begleitung während der Krebstherapie, Rehabilitation und Gesunderhaltung.

Diagnose Brustkrebs. Wann hat Sie diese Nachricht getroffen?
Im Januar 2015 wurde bei mir Brustkrebs diagnostiziert. Im Oktober 2014 bin ich während meiner Expedition nach Papua Neuguinea dumm auf die eine Brust gestürzt was eine Schwellung zur Folge hatte, die sich nicht mehr rückbildete. Nach einer Biopsie wurde ich mit der Diagnose konfrontiert. Im Rückblick aber hatte ich bereits etwas früher bemerkt, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte. Ich war abends immer sehr müde auf dieser Expedition. Während meine Kollegen noch beieinander saßen, wollte ich mich nur noch in meinen Schlafsack verkriechen.

Aber Sie waren doch regelmäßig bei Vorsorge-Untersuchungen?
Da meine Mutter ebenfalls an Brustkrebs erkrankte, war ich regelmäßig bei entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen. Die Diagnose kam völlig überraschend.

Trotz Chemotherapie treiben Sie weiter Sport, vor allem draußen an der frischen Luft. Mussten Sie sich dazu zwingen?
Ich wollte mein Leben trotz Krebs weiterführen wie bisher. Natürlich ist mir das nicht zu 100 Prozent gelungen. Selbstverständlich musste ich mich manchmal richtig überwinden, um morgens raus zu gehen. Ich bin jeden Tag, auch wenn es mir körperlich schlecht ging, dieselbe Strecke von fünf Kilometern gelaufen. Morgens um 7.30 Uhr gemeinsam mit meiner Tochter. Bei gutem wie bei schlechtem Wetter. Da ich selbständig bin, musste ich auch mein Business am Laufen halten. Ich arbeitete weiter, nahm meine Termine wahr, obwohl ich mich nicht immer danach fühlte. Die Tage unmittelbar nach der Chemotherapie natürlich ausgenommen. Da lag auch ich mehr oder weniger im Bett.

Ihrer Erfahrung nach: Sind viele Patienten so diszipliniert?
Das hängt natürlich von der jeweiligen Ausgangssituation ab. Ich lernte viele junge Patientinnen im Alter zwischen 25 und 40 kennen, die Kinder haben und sich alleine deshalb schon nicht aus der Bahn haben werfen lassen. Problematisch wird’s im Alter von ca. 50 Jahren, speziell, wenn Frauen alleine leben, die Kinder bereits aus dem Haus sind. Mein Eindruck ist: Diese Patientinnen verlieren leichter die Balance.

Das heißt?
Sie wollen, dass sich andere um einen kümmern. Es gibt Menschen, die sich dann gewissermaßen ihrem Leid hingeben. Ich persönlich halte das für den falschen Weg. Diverse Studien untermauern das auch. Man braucht gerade während der Therapie eine Struktur, die einen nicht nur mit der Krankheit konfrontiert.

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Konnte Sport während der Chemotherapie Ihr Wohlbefinden steigern?
Das kann man so nicht sagen. Von Wohlbefinden kann während einer Chemotherapie keine Rede sein. Aber der Sport hat mir spürbar geholfen, körperlich und seelisch mit den Nebenwirkungen der Therapie besser klar zu kommen. Bereits nach der ersten Chemo litt ich wie andere Patienten unter Konzentrationsstörungen, war oft sehr müde, schlapp und lustlos. In entsprechenden Büchern las ich, dass Sport ein probates Mittel gegen all diese Symptome darstellt. Nachdem ich immer schon eine fitte Frau war, habe ich also nach wie vor Sport getrieben. In Maßen freilich, aber regelmäßig. Ich spürte rasch, dass ich die unangenehmen Nebenwirkungen damit ganz gut in Schach halten konnte.

Welcher Sport kam während der Therapie für Sie in Frage?
Ich war regelmäßig beim Laufen, Wandern, habe kurze Skitouren unternommen und war gelegentlich beim Freeriden. Klettern versuchte ich auch, musste aber feststellen, dass dies zu anstrengend war. Ich war also nach wie vor draußen aktiv, allerdings auf einem ganz anderen Niveau als vor der Erkrankung.

Wann entstand die Idee, mit Ihren Erfahrungen an die Öffentlichkeit zu gehen?
Das kam mehr oder weniger automatisch auf einer gemeinsamen Skitour mit einem Freund. Ich gründete Outdoor against Cancer als betroffene Patientin und aus Überzeugung, nutzte mein Netzwerk in der Outdoor-Branche. Dann nahm das Projekt seinen Lauf. Meine ersten Schritte waren: Aufmerksamkeit für das Thema zu erzeugen.

Wie erzeugt man diese?
Ich habe erste, kurze Vorträge gehalten, hatte einen Auftritt bei der Outdoor-Messe in Friedrichshafen usw. So kam eines zum anderen.

Wer waren Ihre ersten Unterstützer?
Um kostendeckend arbeiten zu können, erste Flyer zu produzieren, eine Webseite zu erstellen, nutzte ich meine bestehenden Kontakte und wurde von Lowa, Berg Outdoor, der Outdoor Messe Friedrichshafen, Buff, Klean Kanteen, der European Outdoor Group unterstützt. An der Uniklinik München, wo ich medizinisch bestens betreut wurde, habe ich meine Idee irgendwann vorgetragen und wurde von meinen Ärzten sofort mit hilfreichen Menschen vernetzt. Etwa mit Freerk Baumann von der Sporthochschule Köln, der mir mit seinem fundierten Wissen zur Seite stand.

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Ein Jahr später: Wo steht OaC heute?
Vor ein paar Tagen erhielt ich endlich die Zusage des Finanzamtes. Wir sind nun eine gemeinnützige Organisation, die auch Spenden sammeln und für sinnvolle Projekte rund um das Thema Krebs einsetzten kann. Es ist sehr viel passiert in diesem einem Jahr.

Ein paar Beispiele?
Wir bieten Wanderungen an, ein regelmäßiges Lauftraining in München, ein wöchentlich stattfindendes Kraft- und Ausdauertraining, das nach wie vor ich persönlich leite. Am Starnberger See kooperieren wir mit einer SUP-Station. Wir waren mit Krebspatienten beim Skifahren. Es ist viel Konkretes passiert. Im Oktober findet die erste OaC-Academy statt.

Was darf man sich darunter vorstellen?
In einem ganztägigen Seminar geleitet von einem Unfallmediziner, einem Sportwissenschaftler, Onkologen, Psychologen und meiner Wenigkeit werden Yogalehrer, Fitnesstrainer, Bergwanderführer etc. darin unterrichtet, wie man mit Krebspatienten während der Therapie richtig Sport treibt und worauf man als Trainer, Guide zu achten hat. Nach dieser Zertifizierung werden über OaC neue Programme angeboten.

OaC wächst also weiter?
Ziemlich schnell sogar. Es melden sich regelmäßig Trainer, aber auch Profisportler bei mir, die OaC unterstützen wollen und ihre Dienste anbieten. Trailrunnerin Julia Böttger etwa kam auf mich zu, auch der Freerider Matthias Mayr aus Österreich unterstützt OaC. Momentan erzeugen wir viel Aufmerksamkeit und sammeln Gelder für die Initiative. Ziel ist es, im Idealfall Krankenkassen künftig mit im Boot zu haben.

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Momentan beschränkt sich das Angebot mehr oder weniger auf den bayerischen Raum?
Das ist richtig. Man muss klein anfangen. Wir wollen aber unbedingt in ganz Deutschland arbeiten. Das Projekt kann theoretisch sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus wachsen. Kürzlich erhielt ich eine Einladung der EU zu einem Workshop mit dem Thema: „The Fight against Cancer is a Teamsport“. Ich werde dazu auf einer Veranstaltung in Brüssel einen Vortrag halten.

Outdoor against Cancer scheint Ihnen richtig am Herzen zu liegen.
In der Tat, dieses Projekt ist mir extrem wichtig. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl, etwas wirklich Befriedigendes zu tun. Mir hat meine Arbeit in der Medienwelt immer großen Spaß gemacht, aber OaC ist eine ganz andere Nummer. Ich empfinde meinen Einsatz als wichtig und nachhaltig. Ich helfe gerne und so freue ich mich jeden Tag auf’s Neue für OaC aktiv sein zu können.

Ohne Ihre Erkrankung hätten Sie diesen Weg sicherlich nie eingeschlagen.
Um das klarzustellen: Ich hätte gut und gerne auf Krebs verzichten können. Aber im Rückblick muss ich schon sagen, dass sich über die Krankheit auch meine Sehnsucht erfüllt hat, Sinnvolles im Leben zu leisten. Zum ersten Mal ist meine Arbeit für andere Menschen wichtig. Dafür bin ich dankbar.

Erhalten Sie unmittelbares Feedback von Patienten?
Oh ja. Viele Menschen, vor allem Frauen, schreiben mir, obwohl wir uns noch nie gesehen haben. Es melden sich aber auch Angehörige, also gesunde Menschen. Andere wiederum, die Münchner Ladies, mit denen ich jeden Mittwoch an der Isar Sport mache, sind einfach dankbar. Wir sind alle mit sehr viel Freude und Elan dabei. Wissen Sie, normalerweise treffen sich Krebspatienten eher in Erfahrungsgruppen. Wir aber treffen uns in einem natürlichen, sehr fröhlichen Umfeld, nämlich draußen in der Natur, fernab von Krankenhäusern und Arztpraxen. Das alles fördert die Heilung.

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