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Halbseile

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Halbseile sind leichter und dünner (8-9mm) als Einfachseile. Sie halten mindestens 5 Normstürze mit 55kg im Einzelstrang, bei 10 Normstürzen werden sie als Multisturzseil bezeichnet.

Im Vorstieg werden sie im Doppelstrang (Zwillingsseiltechnik: Beide Stränge laufen parallel durch die Zwischensicherungen) oder als sich ergänzende Einzelstränge (Halbseiltechnik: Linker und rechter Strang werden getrennt durch unterschiedliche Sicherungen geführt) genutzt, im Nachstieg zur Sicherung als Einfachstrang. Die Halbseiltechnik erlaubt eine reibungsärmere Seilführung und reduziert den Fangstoß. Sie ist für das clean climbing sehr gut geeignet. Für die Halbseiltechnik muss jedoch eine Sicherungsmethode verwendet werden, die das unabhängige Ein- und Ausgeben der einzelnen Seilstränge ermöglicht.

Sinn hinter der doppelten Nutzung ist, dass die Verwendung von zwei Halbseilen sicherer ist, als die Verwendung eines Einfachseils. Wird das Seil bei Steinschlag oder Scharfkantenbelastung zerstört, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nur ein Seilstrang betroffen, während der andere den Kletterer hält. Beim Abseilen werden beide Seile mit einem Knoten verbunden und dann im Doppelstrang verwendet.
Auf der Seilbanderole werden sie durch einen Kreis mit dem mittig platzierten Symbol 1/2 gekennzeichnet.

Folgende Eigenschaften spielen bei der Auswahl eines Seils eine Rolle:

Seillänge (50, 60 und 70m)
Um auf keine Unangenehmen Überraschungen beim Abseilen zu treffen (z.B. dass die Seillänge nicht zum Abseilen reicht), vorher die Routenlänge mit der Seillänge abgleichen.

Imprägnierung
Verhindert, dass sich das Seil bei Nässe mit Wasser vollsaugt.

Durchmesser
Zulässige Seilstärke für das verwendete Sicherungsgerät beachten. Wird das Seil hauptsächlich zum Topropen oder Hallenklettern verwendet bietet sich z.B. ein dickes Kletterseil mit hohen Mantelanteil an.

Seilmarkierung
Eine Markierung der Seilmitte ist sinnvoll, um einen Überblick über die noch zur Verfügung stehende Seillänge zu haben (wichtig für das Abseilen). Die Seilmitte wird entweder durch einen andersfarbigen Balken angezeigt, oder durch die unterschiedliche Gestaltung der Seilabschnitte (Farbe/Muster).
Die Markierung der Seilenden liegt bei den letzten 5 - 7 Meter an beiden Seilenden. Sie dient als Warnung, dass das Seilende fast erreicht ist. Trotz Markierung ist es notwendig das Seil mittels einer Endacht abzuknoten, damit das Seil nicht durch das Sicherungsgerät rutscht.

Seildehnung
Zu unterscheiden ist zwischen der Gebrauchsdehnung, darunter versteht man die statische Belastung des Seils, und der Fangstoßdehnung (Sturzdehnung). Die Fangstoßdehnung beschreibt die dynamische Belastung des Seils z.B. durch einen Sturz. Je höher die dynamische Seildehnung, desto weicher wird ein Sturz durch das Seil abgefangen, je höher die statische Seildehnung, desto stärker gibt das Seil nach, wenn man sich z.B. zum Ausruhen in das Seil setzt.

Fangstoß
Der Fangstoß ist die Kraft, mit der ein Kletterer im Falle eines Sturzes vom Seil abgebremst wird. Kletterseile besitzen eine Sturzdehnung von max. 35% der eigenen Länge. Je weiter sich ein Seil dehnen kann, desto geringer ist der Fangstoß, da die abzufangenden Kräfte besser auf das Seil und somit nicht auf den Körper übertragen werden.

Gewicht
Bei Wettkämpfen, langen und/oder anstrengenden Kletterrouten ist jedes, an der Ausrüstung gesparte Gramm Gold wert.

Knotbarkeit
Knoten schwächen die Festigkeit eines Seils. Unter Belastung wird also ein Seil am ehesten im Knoten reißen. Die Knotenfestigkeit gibt an, um wie viel Prozent ein Knoten ein Seil schwächt, dabei gilt, je höher die Knotenfestigkeit - desto geringer die Schwächung des Seils.

Woher weiß ich, welches Seil für mich das Richtige ist?

Unter den dynamischen Seilen gibt es drei verschiedene Seiltypen (Einfachseile, Halbseile, Zwillingsseile), die jeweils für bestimmte Aktivitäten genutzt werden.
Die Kennzeichnung, um was für ein Seil es sich handelt, findet man auf der Seilbanderole, zusammen mit dem Hersteller und der Angabe der Normen, nach denen das Seil geprüft wurde.
Beim Kauf eines Seiles muss im Vorfeld gut überlegt sein, wofür man es hauptsächlich einsetzen möchte. Je nachdem, wie die einzelnen Abschnitte der ausgewählten Kletterroute beschaffen sind, ist es oftmals angebracht verschiedene Seile griffbereit zu haben.

Einsatz von Doppelseilen ( Zwillings-/Halbseile):

  • Lange Routenstrecken/Abseilstrecken, scharfkantiges Felsgelände (redundante Absicherung bei Scharfkantenstürzen), gefährliches Gelände (z.B. erhöhtes Steinschlagrisiko, redundante Absicherung bei Seilverletzung)

Einsatz von Halbseilen:

  • Schlecht gesicherte Routen (Entlastung der Sicherungskette durch Anwendung der Halbseiltechnik)

Können die genannten Faktoren ausgeschlossen werden, reicht der Einsatz eines Einfachseiles.

Vorteilhafte Seileigenschaften für das:

Hallenklettern

  • Dickere Einfachseile mit einem hohen Mantelanteil (schützt vor abriebintensiver Nutzung). Eine Imprägnierung ist unnötig.

Sportklettern:

  • Leichte, stabile Einfachseile ohne Imprägnierung. Zur Umlenkung sind häufig längere Seile nötig (< 70 m).

Alpinklettern:

  • Ob Doppel oder Einfachseile benutzt werden, hängt von der Route und vom Abstieg (abseilen oder absteigen) ab. Seile mit Imprägnierung sind von Vorteil, wenn die Route nasse Geländeabschnitte beinhaltet oder auf der Tour ein Wetterumschwung droht.

Mehrseillängenrouten:

  • Doppelseile (Zwilling-/Halbseile) zur doppelten Absicherung. Seile mit Imprägnierung sind von Vorteil. Die möglicherweise längeren Abseilstrecken erfordern ebenfalls die Nutzung von Doppelseilen.

Eisklettern:

  • Verwendung von Vollimprägnierten Seilen (Mantel und Kern sind imprägniert) ist absolut notwendig. Ein leichtes Handling und niedriges Seilgewicht sichern eine flotte, ermüdungsarme Handhabung.