News vom 10.02.2014, von Florian Harfst
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion am 6. Februar in München forderte der Deutsche Alpenverein gemeinsame Anstrengungen aller touristischen Akteure in den Alpen. Hotelier und Hüttenwirt, Skigebietsbetreiber und Skitourenanbieter, Tourismusverband und Alpenvereine, Einheimische und Gäste – sie alle betrachten zwar die Alpen aus unterschiedlichen Blickwinkeln, aber sie müssen sich bewusst machen, dass es einen
gemeinsamen Nenner gibt. „Dieser gemeinsame Nenner ist das Interesse daran, dass eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft erhalten bleibt“, sagte DAV Hauptgeschäftsführer Olaf Tabor.
Der DAV hatte im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz zu einer Diskussion unter dem Titel „Alpentourismus der Zukunft“ ins Haus des Alpinismus auf der Praterinsel in München geladen. Neben drei Vertretern des DAV saßen der Tourismusforscher Prof. Dr. Marius Mayer von der Uni Greifswald und der Bürgermeister von Bad Hindelang, Adalbert Martin, auf dem Podium.
Die Bedeutung des sanften Tourismus
Zu Beginn der Podiumsdiskussion hatte Prof. Dr. Marius Mayer darauf hingewiesen, dass der Erschließungsdruck auf die Alpen für den Tourismus aus wissenschaftlicher Sicht in den 1960 und 1970er Jahren größer gewesen sei als er es heute ist. Aber: „Man muss aufpassen, dass Projekte wie am Piz Val Gronda nicht überhand nehmen. Wir können froh sein, dass wir in Bayern den Alpenplan haben.“ Denn er garantiere, dass Wildnisgebiete unterschlossen bleiben. Ein Nebeneinander verschiedener Tourismusformen sei sinnvoll und notwendig. Studien hätten allerdings gezeigt, dass „sanfter Tourismus nicht immer ökonomisch tragfähig ist“. Zur Bedeutung des sanften Tourismus im Rahmen der gesamten touristischen Angebotspalette gebe es aktuell nur wenige Daten, es bestehe noch Forschungsbedarf.
Bergsteigerhütten und Bergsteigerdörfer
Einer der Akteure im Alpentourismus ist der DAV. „Wir sind das gerne und mit aller Überzeugung“, sagte Vizepräsident Ludwig Wucherpfennig. Mit seinen 326 Hütten gehört der DAV zu den größten gastronomischen Anbietern im Alpenbogen. „Wir vermarkten unsere Hütten gemeinsam mit den Alpenvereinen in Österreich und Südtirol“, erklärte Ludwig Wucherpfennig. Den Gästen sei es nicht wichtig ist, ob sie in einer Hütte des DAV, des OeAV oder des AVS einkehren oder übernachten. „Wichtig ist ihnen aber, dass es sich um eine Alpenvereinshütte handelt.“ Schließlich stünden die Alpenvereinshütten in ihrer Gesamtheit für die Qualität und für das gute Image der alpinen Vereine. Ein anderes Projekt zur Stärkung des naturnahen Tourismus sind die so genannten Bergsteigerdörfer. Diese erfolgreiche Initiative des Oesterreichischen Alpenvereins will der DAV auf den bayerischen Alpenraum übertragen. Erste Schritte sind bereits getan, die vertraglichen Details werden derzeit geklärt. Unter dem Begriff ‚Bergsteigerdörfer‘ dürfen sich Gemeinden vermarkten, die auf sanfte Tourismusformen setzen und vielfältige bergsportliche Möglichkeiten haben. „In der Regel sind das kleine Gemeinden wie Vent im Ötztal, die nur bedingt große Hotels haben, in denen die Landwirtschaft noch
die Kulturlandschaft pflegt, den Gästen regionale Produkte angeboten werden und Beschneiung nur in Maßen praktiziert wird“, erklärte Ludwig Wucherpfennig.
Beispiel Bad Hindelang
Ein gutes Beispiel für eine kleine Gemeinde, die für die Initiative der Bergsteigerdörfer prädestiniert ist, ist Bad Hindelang. In der Gemeinde im Allgäu gibt es sowohl ein – wenn auch recht kleines – Skigebiet mit modernen Liftanlagen und Beschneiung, aber auch einen südlich vorgelagerten Ortsteil mit dörflicher Struktur und sanfter touristischer Angebotspalette. „Wir haben das Skidorf, aber eben auch das Bergdorf und müssen unsere
Strategie auf die einzelnen Ortsteile einstellen“, betonte Bürgermeister Adalbert Martin. „Dabei müssen intelligenter Tourismus und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit gewährleistet werden“, sagte Martin.
Der Bergsportboom ist gestaltbar
Dass so viele – und immer mehr – Menschen in die Berge gehen beurteilte DAVVizepräsident Dr. Guido Köstermeyer als ein „Phänomen der Zeit“. Der DAV habe daran sicherlich einen Anteil und schon alleine deshalb, „müssen wir den Bergsportboom gemeinsam gestalten.“ Denn für einen Bergsportverband könne die Lösung nicht sein, den Menschen zu empfehlen, zu Hause zu bleiben. „Es ist auch eine große Chance, wenn die
Menschen über den Alpenverein in die Berge kommen", sagte Köstermeyer – und bezog sich dabei auf die bergsportliche Ausbildung, aber auch auf die Sensibilisierung für die schützenswerte Natur. „Mit Projekten wie 'Skibergsteigen umweltfreundlich' oder 'Skitouren auf Pisten' haben wir bewiesen, dass Lenkungskonzepte funktionieren und Schäden vermeiden helfen.“
Eigenverantwortung beginnt bereits zu Hause
Die größte Herausforderung des Bergsportbooms ist die Mobilitätsfrage: Wie kommen die vielen Bergsportler möglichst emissionsarm in die Berge? Zu diesem Thema hat der DAV das Projekt 'Klimafreundlicher Bergsport' ins Leben gerufen. „Wie bei allen unseren Projekten setzen wir auch hier auf Kommunikation. Das setzt selbstständige und selbstverantwortliche Bergsportlerinnen und Bergsportler voraus", sagte DAV-Hauptgeschäftsführer
Olaf Tabor. „Die Selbstverantwortung beginnt nicht erst, wenn wir in den Bergen stehen, sondern zu Hause mit der Planung der Tour.“
Quelle: Deutscher Alpenverein, Bild: Deutscher Alpenverein