Grödel
Nein, Grödel ist weder eine wiederentdeckte Bergsportart aus der Steinzeit, noch eine rockige Variante des Jodelns. Grödel sind sogenannte Halbsteigeisen und finden ihren Platz genau zwischen den klassischen Steigeisen und den Spikes. Für anspruchsvolle Alpintouren zwar denkbar ungeeignet, sind Grödel jedoch die ideale Unterstützung bei Wanderungen über glatte und vereiste Böden. Auf flachen Gletschern sowie Firn und Harsch geben dir Grödel den perfekten Halt und sorgen für einen sicheren Tritt. Erst wenn der Fuß durch stark unebenes Gelände, oder aber durch einen Anstieg nicht mehr vollständig aufgesetzt werden kann, muss statt des Grödels ein Steigeisen her. Das Aufgabenfeld der Grödel beginnt also genau dann, wenn es für Spikes zu anspruchsvoll wird, ein paar Steigeisen aber noch overdressed wären.
Mit den Grödel auf Zack(en)
Grödel besitzen durchschnittlich vier bis sechs Zacken, die mittig unter dem Schuh sitzen und seitlich am Rahmen angebracht sind. Im Gegensatz zum traditionellen Steigeisen besitzen sie also keine Frontzacken und bieten daher keinen Halt in der Vertikalen. Grödel passen unter jeden gängigen Wanderschuh bereits ab Kategorie A. Die Schuhe müssen also nicht steigeisenfest sein, allerdings eine stabilere Sohle als ein Freizeitschuh aufweisen. Ansonsten kann es leicht passieren, dass sich die Grödel unangenehm durch die Schuhsohle drücken. Jogger sollten also lieber auf Spikes setzen. Auch bei besonders voluminösen Wanderschuhen für den Winter kann es zu Platzproblemen kommen. Deswegen solltet ihr beim Grödelkauf möglichst schon jene Schuhe besitzen, mit denen ihr schlussendlich losziehen wollt. So könnt ihr sichergehen, dass euer Grödel auch wirklich über den Schuh passt und euch die neue Kombination ein gutes Trittgefühl gibt.
Grödel werden stets über den Schuh gezogen. In der Länge werden sie dabei in den meisten Fällen mittels Gurtbändern an der Ferse fixiert. Es gibt auch Grödel, die kleine Plastikkörbchen vorweisen, in denen es sich eure Füße bequem machen können. In der Breite lassen sie sich in der Regel durch Schrauben auf euren Fuß einstellen. Das kann mit einem Schraubenzieher passieren oder aber bei manchen Modellen auch ganz leicht mit einer Münze. Wichtig ist, dass ihr die Grödel nicht zu locker schnürt, da ihr ansonsten keinen sicheren Halt habt. Aber auch zu eng sollten sie nicht getragen werden, da ihr euren Füßen auf diese Weise schnell die benötigte Blutzufuhr abschnüren könnt.
Vier Zacken oder sechs Zacken?
Aber wann sollte man lieber auf vier Zacken setzen und wann auf sechs? Grödel mit vier Zacken bieten wirklich nur einen Basishalt auf eurer Winterwanderung. Mit sechs Zacken wird bereits eine größere Fläche der Schuhsohle abgedeckt und eure Performance gesteigert. Für längere Wanderungen, bei denen ihr auch mal abseits der Wege unterwegs seid oder flache Gletscher und Firnfelder passiert, solltet ihr daher lieber auf Grödel mit sechs Zacken und einem festem Rahmen setzen.
Bei leichten Wanderungen mit verschneiten Wegen hingegen reichen die vier Zacken für das optimale Plus an Sicherheit. Einen Unterschied macht auch das Material der Zacken aus. Ein Grödel mit Stahlzacken wird euch deutlich länger begleiten, auch wenn er etwas mehr wiegt. Außerdem nehmen es Stahlzacken euch nicht gleich übel, wenn der Weg kurzfristig felsig wird. Nur bei längeren felsigen Passagen können die Zacken schnell stumpf werden. Grödel sollten daher - egal ob mit vier oder sechs Zacken - immer nur dann getragen werden, wenn ihr euch auch wirklich in ihrem Einsatzbereich bewegt.
Ein praktisches Leichtgewicht
Ob ihr also auf vier oder sechs Zacken setzt, hängt von den Bedingungen eurer Tour ab. Der große Bonus von Grödel dabei ist, dass sie mit rund 300 bis 500 Gramm nicht allzu sehr ins Gewicht fallen und locker in jeden Rucksack passen. Wer also nicht genau abschätzen kann, ob er bei einer längeren Wanderung nicht doch von verschneiten oder vereisten Passagen überrascht wird, kann mindestens ein paar Grödel mit vier Zacken problemlos im Rücksack verstauen ohne das Gesamtgewicht unnötig in die Höhe zu treiben.
Für welchen Grödel ihr euch schlussendlich genau entscheidet, kommt auf eure persönlichen Bedürfnisse und Ansprüche an.