Eisschrauben
Auf Hochtouren, aber auch beim Eisklettern, beim Bezwingen von Eiswänden und Gebieten mit niedriger Firnauflage sind Eisschrauben als mobile Sicherungspunkte unerlässlich. Als Bergsteiger gehören gute und den eigenen Ansprüchen entsprechende Eisschrauben unbedingt zur Basisausrüstung. Aber was sind Eisschrauben eigentlich?
Vom Haken zur erfolgreichen Schraube
Eisschrauben sind meist aus besonders robusten und langlebigen Stahl gefertigte Schrauben mit besonders scharf geschliffenen Spitzen. Sie werden manuell ins Eis eingedreht und können dort für das Legen von Sicherungen, aber auch für die Errichtung eines Standplatzes genutzt werden. Eisschrauben sind Rohrschrauben. Das bedeutet, dass sie ihnen hohl sind und somit das von ihnen verdrängte Eis ganz einfach durch den Hohlraum nach außen transportiert wird. Oben am Kopf befindet sich die sogenannte Sicherungsöse, an der beispielsweise Seile gelegt werden können. Einige Modelle weisen zudem dort einen Kurbelgriff vor, der das Eindrehen ins Eis erleichtern soll.
Erste Experimente mit sogenannten Eishaken machte der auf Grund seiner antisemitischen Gesinnung nicht unumstrittene Fritz Riegele bereits zu Beginn der 1920er Jahre. Aber erst das Treffen mit Willo Welzenbach, der ebenfalls als Eispapst bekannt ist, machte den Einsatz von Eishaken deutlich populärer. Interessiert an Riegeles Versuchen mit Eishaken schlägt er Riegele 1924 die Bezwingung der Wiesbachhorn-Nordwestwand vor. Damals übrigens auch noch ohne komplexe Steigeisen mit mehreren Zacken. Die Tour glückt, die Eishaken erwiesen sich zumindest vorerst als geeignetes Sicherheitsplus für besonders anspruchsvolles Gelände. Von da an entwickelte sich der Eishaken im Laufe der kommenden Jahrzehnte zur heute uns bekannten Eisschraube.
Welche Schraube für welchen Einsatzbereich?
Auch bei so vermeintlich kleinen Hilfsmitteln wie der Eisschraube gibt es einige signifikante Unterschiede und Besonderheiten. Denn obgleich sie meist nicht mehr als 22 Zentimeter messen, spielen sie schlussendlich in puncto Sicherheit eine tragende Rolle. Zunächst wird unterschieden zwischen Eisschrauben mit oder ohne Kurbel. Wenn es nämlich besonders schnell gehen soll, dann fällt oft die Wahl auf ein Modell mit Kurbel. Die meisten Eisschrauben sind zwar aus Stahl gefertigt, aber neben jenen aus Titan gibt es auch noch sogenannte Hybridschrauben. Diese haben die Spitzen aus Stahl, aber den Schaft aus leichtem Aluminium gefertigt. Dieser Kompromiss hat aber auch seine Nachteile, lassen sich Hybridschrauben in feuchtem Eis schlechter eindrehen.
Die aber wohl wichtigste Unterscheidung ist die Länge der Eisschraube. Diese beginnt bei besonders kurzen Schrauben von 10 Zentimetern bis hin zu den klassischen Längen von 13, 16 und 20 Zentimetern. Zu welcher Länge ihr greifen solltet, kommt allerdings nicht auf eure Lust und Laune an, sondern auf die Dicke der Eisauflage und die Qualität des Eises an. Seid ihr beispielsweise beim Eisklettern im Wassereis unterwegs, kommt je nach Qualität des Eises eine griffige 16er oder eine 13er-Schraube zum Einsatz. Für das Legen einer Abalakov-Schlinge eignen sich Schrauben mit einer Länge von 20 Zentimetern.
Für kombinierte hochalpine Touren könnt ihr problemlos auf Hybridschrauben setzen. Das spart gut an Gewicht und zudem setzt ihr bei der Sicherung schließlich nicht nur auf Eisschrauben. Bei Firn- und Eiswänden sind ebenfalls Hybridschrauben mit Längen zwischen 13 und 16 Zentimetern eine gute Wahl. Die 13er eignen sich hier genau wie beim Eisklettern für den Einsatz als Zwischensicherung. Bei Hochtouren und Skihochtouren ist die klassische 16 Zentimeter-Eisschraube eine treue Begleiterin. In diesem Bereich wird zudem gerne auf Modelle mit Kurbel zurückgegriffen.
Pflege bringt Freude
In den meisten Fällen schafft man sich ohnehin mehr als eine Eisschraube an. Aber egal, ob ihr eine oder mehrere Schrauben kauft, ihr solltet euch nicht den richtigen Umgang und die akkurate Pflege aus dem
Blick verlieren. Dazu gehört zum Beispiel, dass ihr nach dem Setzen der Eisschraube das verdrängte Eis aus der Röhe entfernt, da es sonst schnell festfrieren und zur Gefahrenquelle werden kann. Ebenso solltet ihr um Seilrisse zu vermeiden die Kurbel nach der Nutzung direkt wieder einklappen. Für die optimale Pflege sollten Eisschrauben nach der Nutzung einmal gut abgespült und an der Luft getrocknet werden lassen. So vermeidet ihr auch Rost. Um das Gewinde und die Spitzen zu schützen, solltet ihr eure Eisschrauben stets mit einer Schutzkappe und einem Gewindeschutz ausstatten. Und zu guter Letzt seid ihr hinsichtlich Sicherheit und Nachhaltigkeit bestens beraten, wenn ihr eure Eisschrauben nachschleifen lasst.